Page 16 - Stadtbroschüre der Stadt Falkenstein/Vogtland
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Falkenstein – handwerkliches
Können und Erfindergeist
Die Hausweberei, das Weben für den eigenen das Vogtland, stellten die Falkensteiner We-
Bedarf, aber auch zum Verkauf, war schon im- ber noch feinere Sorten ihres Kambrits her
mer bodenständig in Falkenstein. Den Durch- und behaupteten sich damit weiter auf dem
bruch erfuhr die Weberei im Vogtland und Weltmarkt.
damit auch in Falkenstein, als die Verarbei- Das Jahr 1816 brachte dem gesamten Vogt-
tung von Baumwollfasern als idealer Werkstoff land eine Mißernte. Die Auswirkungen be-
bekannt wurde. Die Entwicklung der Baum- kam auch unsere Stadt zu spüren. Die sich
wollweberei nahm einen rasanten Verlauf. anschließende große Hungersnot, brachte
Hergestellt wurde anfänglich weiße Musseline, Krankheit und Tod. Auch die Weberei erreich-
später ging man auch zur Herstellung von ge- te durch die wiedererstarkte Konkurrenz aus
färbter und gemusterte Musseline über. Fal- England einen Rückschlag.
kenstein beginnt industriell aufzublühen. 1721 Einen spürbaren Aufschwung nahm die Fal-
gründeten die Weber ihre Innung. (Zwanzig kensteiner Weberei durch die Nacherfindung
Jahre zuvor schlossen sich die Schuster und des französischen Jaquardwebstuhles durch
Schneider zu einer Innung zusammen. Dieser Falkensteiner Weber. Der Falkensteiner Weber
Innung folgten 1704 die Fleischer und 1739 Christian Friedrich Lipfert, Soldat in Frank-
die Innung der Tischler und Glaser). reich, machte dort die Bekanntschaft mit der
Die Falkensteiner Weberinnung entwickel- Erfindung des Jaquardwebstuhles. In seine
te sich im laufe der Jahre zu der stärksten Heimatstadt zurückgekehrt, tüftelten er und
Innung im gesamten Vogtland. Den Falken- der Weber Christian August Michael an der
steinerner Webern sagte man nach, dass Nacherfindung dieser Maschine. Dies gelang
sie Pioniere ihres Berufstandes wären. Dass ihnen 1830 und gab den Anstoß zur Gardi-
dieses Lob seine Berechtigung hatte, beweist nenweberei in Falkenstein und dem gesamten
die Tatsache, dass Falkensteiner Weber 1764 Vogtland. Lipfert und Michael waren demnach
eine Webmaschine erfinden, auf der die gezo- die ersten Weber im Vogtland, die auf dieser
genen und geblümten Musseline besser und “neuen Maschine” webten.
vor allem für einen größeren Bedarf hergestellt Aus der noch immer ländlich anmutenden
werden konnten. Jahre später spezialisierten Stadt wurde nach und nach eine Weberstadt.
sich Falkensteiner Weber auf die Herstellung In fast jedem der Häuschen stand wenigstens
eines leichten und dünnen Baumwollgewebes, ein Handwebstuhl, aufgerüstet mit dem Ja-
dem Kammertuch, auch Kambrit oder Cambrai quardaufsatz. Die Stadt wuchs, der Wohlstand
genannt. Diese “neue Ware” der Falkensteiner wurde sichtbar, reger Zuzug ließ die Einwoh-
Weber hatte auf Grund seiner hervorragenden nerzahl im Jahre 1858 auf 4165 steigen.
Eigenschaften die englische Konkurrenz über- Der Winter 1858/1859 war hart und lang ge-
haupt nicht zu fürchten. Falkenstein bekam wesen. Schnee und Kälte machten allen zu
08236 Ellefeld · Mühlbergweg 17 1788 den ehrenvollen Beinamen ‘’Wiege des schaffen, den Menschen und auch den Tiere,
Telefon 03745 72686 sächsischen Kammertuches’’. und jeder war froh, als endlich der Frühling
Telefax 03745 753776 Mit der Erfindung der Spinnmaschine in Eng- in’s Land einzog und gute und reichliche Ernte
www.bodenbolz.de land konnten feinere und billigere Garne her- folgte. Die sonnendurchflutenden, viel zu hei-
gestellt werden. Mit der Einfuhr der Garne in ßen Tage, brachten auch Trockenheit, so dass
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