Page 15 - Stadtbroschüre der Stadt Falkenstein/Vogtland
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Gestern & Heute
die Vogtei Falkenstein an einen Hans von Tro- Ort. Stellten bisher die Ackerbauer und Vieh-
czeler (Trützschler). Als Bürge wurde die Stadt züchter die soziale Oberschicht, kam mit den
Zwickau eingesetzt. Da das Pfand nie einge- Handwerkern der “Arbeiterstand” – der Mit-
löst wurde, ging die Vogtei Falkenstein in den telbürger hielt Einzug.
Besitz derer von Trützschler über. Die Stadt wurde nur Markt Falkenstein ge-
Die Stadterhebung fällt auf das Jahr 1448 - nannt, da ihr von jeher eine Stadtmauer,
dem bäuerlichen Gemeinwesen wurde das die Schutz geboten hätte, fehlte. Solange
Stadt- und Marktrecht verliehen. Zu den Rech- die Lage friedfertig war, stellte dies keinen
ten der neuen Stadt gehörte von nun an eine Unterschied zu den befestigten Städten dar,
Ratsverfassung, freie Handwerksausübung, nur wenn eine Bedrohung von außen auf die
das Brau- und Schankrecht sowie die Abhal- Stadt zukam, merkte man allzu schmerzlich,
tung eines Wochenmarktes, was aber den all- dass die Stadt keinen ausreichenden Schutz
jährlichen Jahrmarkt noch ausschloss. genoss. So auch vor den Heerscharen des
Die noch junge Stadt entwickelte sich rasch, Dreißigjährigen Krieges. In den ersten Kriegs-
wirtschaftlich und geistig. 1501 bekam Falken- jahren blieb die Stadt noch verschont. Aber
stein die erste Schule und damit den ersten erschreckend schnell sollte sich das Blatt
Schulmeister. 1535 ließ die Stadt ein Hospital, zum Nachteil der Stadt wenden. Landsknech-
das “Spittel” bauen, um die Armen und Sie- te, die, versprengt von ihrer eigentlichen
chen, die ohne Anhang ihr Dasein fristeten, Truppe auf Raubbeute waren, hatte schon
unterbringen zu können. Das erste “Rat- und die umliegenden Dörfer heimgesucht hatten.
Schenkhaus” geht auf das Jahr 1605 zurück. Heinrich Holk (1599 -1633) der “Schinder
Kontakt mit der “großen weiten Welt” bekam des Vogtlandes”, Generalmajor in der Armee
die Stadt als ihr 1606 das Recht zugespro- Wallensteins, hatte Befehl, das Land auszu-
chen wurde, alljährlich Jahrmärkte abhalten plündern, den Bauern das Vieh wegzutreiben
zu können. Händler, Gaukler und fahrendes und wenn Widerstand aufkam, die Dörfer und
Volk brachten dabei Nachrichten aus Nah und Städte in Brand zu setzen. Erste Maradeure
Fern unter das Volk. plünderten die Falkensteiner Kirche und leg-
ten Brände.
Das Herrschaftsgebiet Falkenstein bestand in Das Jahr 1632 brachte für Falkenstein großes
der Hauptsache aus Wäldern, ein Erwerbs- Leid. Mit den plündernden und marodieren- Service
zweig besonderer Güte. Neben Landwirtschaft den Landsknechthorden kam auch die Pest
und Bergbau, der in Falkenstein immer ein und hauchte ihren tödlichen Atem in die von Mensch
Nebengewerbe war, nahm die Waldwirtschaft, Stadt. Zur Angst vor dem allgegenwärtigen zu Mensch!
und da wieder die “Pechgewerke” einen her- Feind, dem man aber noch mit Mut und be-
ausragenden Platz ein. Unter der fachkundi- wehrt entgegentreten konnte, kam nun auch
gen Aufsicht von sogenannten Pechsteigern noch das Grauen vor dem Unsichtbaren.
wurden die Bäume (vorrangig Fichten und Viele Bürger, die dem Treiben der Lands-
Tannen) angeritzt, das heraustropfende Harz knechthaufen und den schleichenden Tod
aufgefangen um daraus Pech zu sieden. Der entgangen waren, fielen der anschließenden
Verwendungszweck des Peches war vielsei- Hungersnot zum Opfer.
tig. Es wurde in der Landwirtschaft verwendet Die Stadt erholte sich nur schwer von den
zum Schmieren der Wagen, die Böttchereien Schäden die sie erleiden musste. Und als end-
und Brauereien waren Abnehmer, auch im lich abzusehen war, dass das normale Leben
Schiffsbau und der Medizin war es gefragt. wieder die Oberhand gewinnt, fielen Drago-
Sogar der Ruß, der durch das Holzfeuer unter ner von Matthias Graf Gallas (1584 - 1647),
den Pechkesseln sich an den selben absetzte, die ‘’Kaiserlichen’’, in das Städtchen ein und
fand noch Verwendung. In kleinen Behältnis- brannten es gleich zweimal nieder. Die Brände
sen aus Holzspan, sogenannten “Rußbutten” vernichteten einen großen Teil der Häuser und www.autopark-schoeneck.de
verpackt, wurde dieser Ruß von speziellen Stallungen, dazu die Kirche, das Schloß, die
Händlern, dem “Rußbuttenmaa” oder “Rußbut- Pfarrei und das Schulgebäude. Die Flammen
tengung”, zum Verkauf angeboten. Das Harzen vernichteten auch die Baderei und das Brau-
und Pichen gehörte mit zu den ältesten vogt- und Malzhaus.
ländischen Waldgewerken. Schnell erkannte Immer wenn es dem Falkensteiner am dreckigs-
die Falkensteiner Herrschaft, dass durch den ten geht, besinnt er sich auf seine Kraft und auf
Bau von Kanälen, den sogenannten Floßgrä- seine Liebe zur Heimat und befreit sich aus
ben, die zu den größeren Wasserläufen Ver- dem Übel. Um dem wiedererstarkten Eigenbe-
bindung schufen, das Holz aus den Wäldern wusstsein der Falkensteiner Bürger Rechnung
schneller transportiert werden konnte. zu tragen, beschlossen die Stadtväter 1643, Muldenberger Str. 2 | 08261 Schöneck
der Stadt ein Wappen zu geben. Falkenstein g 037464 88384 | Fax 80080
Nach und nach wurde Falkenstein größer, bekam sein heute noch gültiges Stadtwappen NL Ellefeld Hauptstr. 52 | 08236 Ellefeld
breitete sich nach außen hin aus, bekam mit Schlegel und Bergeisen übereinander ge- g 03745 7449933 | Fax 753290
Zuwachs an Einwohnern. Mit diesen ‘’Neu- kreuzt im Schild. Blau auf weißem Grund mit info@autopark-schoeneck.de
siedlern’’ kamen auch Handwerker in den einem Engel als Schildhalter.
Meine Stadt: Wohnen, Arbeiten, Leben & Genießen — Stadtbroschüre Falkenstein/Vogtland 13